Testament von Theodor Mommsen
abgedruckt in: "Die Wandlung", 3 (1948), S. 69f.;
"Ich ersuche die Meinigen, nach meinem Tode das Erscheinen eingehender Lebensbeschreibungen nach Möglichkeit zu verhindern [...] Ich habe in meinem Leben trotz meiner äußeren Erfolge nicht das Rechte erreicht. [...] Politische Stellung und Politischen Einfluss habe ich nie gehabt und nie erstrebt; aber in meinem innersten Wesen, und ich meine, mit dem Besten, was in mir ist, bin ich stets ein animal politicum gewesen und wünschte ein Bürger zu sein. Das ist nicht möglich in unserer Nation, bei dem der Einzelne, auch der Beste, über den Dienst im Gliede und den politischen Fetischismus nicht hinauskommt. Diese innere Entzweiung mit dem Volke, dem ich angehöre, hat mich durchaus bestimmt, mit meiner Persönlichkeit, soweit mir dies irgend möglich war, nicht vor das deutsche Publikum zu treten, vor dem mir die Achtung fehlt."
manuscript
Deutsches Literaturarchiv Marbach, Teilnachlass Konrad Mommsen, A:Mommsen, Politisches Testament: Testament von Theodor Mommsen (02.09.1899)